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Schmerz ist eine komplexe Sinneswahrnehmung, die die Funktion eines Alarmsignals hat.

Ich komme mir vor, wie ein wandelndes Alarmsignal.

Überall Schmerzen.

Ohrenschmerz, Schmerzanfälle, Druckschmerz, Akutschmerz, Herzschmerz, Wachstumsschmerz, Kopfschmerz, Dauerschmerz, Schmerzempfindlichkeit, Anlaufschmerz, Gliederschmerz, Höllenschmerz, Geburtsschmerz, Trennungsschmerz, Kreuzschmerz, Bauchschmerzen, Langzeitschmerz, Muskelschmerz, Abschiedsschmerz, Bewegungsschmerz, Entzugsschmerz, Phantomschmerzen, Belastungsschmerz …

Und ich habe das Gefühl, umso älter ich werde, desto mehr Schmerz kommt dazu. Und das ist doch eine Zumutung. Und ich möchte doch keine Zumutung sein.

Meine Therapeutin sagt, dass das ganz normal ist. Und dass diese Schmerzen gerade zwar meine sind, aber ich nicht die einzige bin, mit diesen Schmerzen. Und dass wir alle mit Schmerzen umgehen müssen. Das macht immerhin ein wenig Mut. Aber den Schmerz wird man nicht los. Vielleicht kann man ihn ja ab und zu in ein Regal stellen und muss ihn nicht immer mit sich rumschleppen. Aber die Menschen in meinem Leben müssen mit dem hässlichen Ding in meinem Regal leben. Das kann man doch eigentlich fast keinem zumuten. Schon gar nicht Kindern! Und die Therapeutin sagt: Jeder Mensch ist eine Zumutung. Und das ist gut und richtig so. Vielleicht hat es mit Mut zu tun?, meint sie. Mut, einen anderen Menschen zunehmen, wie er ist und den Mut zutrauen, mich aushalten und annehmen zu können.

Aber wer will schon eine Zumutung sein? Ich jedenfalls nicht. Aber Mut hätte ich gerne wieder mehr.

KMS

(mit und durch „LAUFEN“ von Isabel Bogdan entstanden)