Bild 14.2024
Um die Vergänglichkeit erträglicher zu machen,
hält man an Dingen aus einer anderen Zeit fest.
Es macht die Vergänglichkeit erträglicher, wenn wir dem verstorbenen Menschen in Erinnerungsgeschichten nochmal begegnen können.
Und wenn wir die Zeit noch einmal zurückholen, und Gefühle aussprechen und Gefühle nochmal erleben.
Denn nichts ist so schmerzhaft, wie der Verlust, der Tod und das Loslassen.
Mit der Vergänglichkeit und dem Tod müssen wir die Idee von einem gemeinsamen Leben in der Gegenwart loslassen.
Es ist das Ende der bestehenden Umstände
Und es zerstört die Stabilität unserer Welt.
Um eine Stütze und einen Halt zu erfahren müssen wir sprechen und schreiben.
Oder malen und zeichnen.
KMS
Bild 13.2024
Trauern ist harte Arbeit.
Es geht ganz gut, sage ich oft und dann:
Aber es ist hart.
Das der Zustand einigermaßen gut ist, ist harte Arbeit .
Es ist hart, dass es so ist.
Immer wenn wir uns Geschichten erzählen über Papa, uns erklären wo er wie war und wo er wichtig und richtig war, wird die Last des Schmerzes ein wenig leichter.
Und dass wir wahrscheinlich immer traurig sein werden und dass immer etwas bleiben wird, worüber wir traurig sein können, das Verständnis hilft, es hilft uns zu akzeptieren.
Und es macht es etwas leichter.
KMS
Bild 12.2024
Trauer erleben, sie aushalten, ihr begegnen,
weinen, zweifeln, wütend sein,
in der Trauer sein => das ist Heilung!
Die Collagearbeit ist eine sanfte Methode in der Auseinandersetzung mit Lebensthemen.
Sie wirkt angstreduzierend und inspirierend, weil sie mit vorhandenen Bildern und Wörtern umgeht und vorgefertigtes als Hilfsmittel verwendet.
Eine Collage kann mühelos und ohne besondere technische Kenntnisse und künstlerische Bildung begonnen werden.
Die Bilder und Darstellungen sind Synonym und Sprache für die inneren Bilder und die innere Welt der Gestalter. Die Worte und Texte ersetzen und spiegeln das Unaussprechliche.
Collagen werden dadurch zum symbolischen Ausdruck und können dadurch eine Entlastung schaffen.
Collagearbeit ist ein Sammeln und Zusammenstellen von Bildern und Worten und kann eine innere Leere füllen. Innere Leere bekommt Gestalt, Sprache und Ausdruck.
Collage heißt also einen Ausweg aus der Sprach- und Ausdruckslosigkeit finden.
Und einen Umgang mit der eigenen Situation finden.
KMS
Bild 11.2024
Ich sehe dich! Weil ich irgendwann gar nicht mehr zuhöre... "Wir sind hier zusammengekommen..."
Ich höre weg. Ich habe schon an deinem Sarg gestanden. Jetzt stehen wir an deinem Grab. Zusammengekommen sind wir. Und ich höre weg und gucke durch die Gänge und über die Reihen.
Ich sehe Steine und Blumen und Namen. Ich lese sie nicht. Ich sehe drüber hinweg. Ich sehe kahle Büsche und Bäume. Ich sehe den eisblauen, klaren Himmel. Und dann sehe ich dich!
Du gehst. Die Wege entlang gehst du von uns weg. Ich sehe dich nur noch von hinten. Ich sehe wie du dahingehst. Dein Gang. Deine Steppjacke. Deine grauen Haare. Du hebst den Arm im Gehen. Du winkst.
Ein letzter Gruß. Ohne dich umzudrehen. Das ist unser beider kleiner Abschied.
Und dann verschwindest du...
Du gingst und warst weg. Und so sehe ich es immer wieder vor mir. Als wärst du ganz real dort gewesen.
Dein Gehen. Dein Rücken. Dein Arm. Dein Tschüss. Dein "Nun ist auch gut." "Nun lass mich und mach weiter!"
Ich versteh es so. Es ist DU. Es ist ein harter aber bestimmender Abschied. Und es ist gut.
(aus meinen 10Min-Pages 2024)
Der Versuch oder der Umstand einem Menschen noch einmal nach seinem Tod zu begegnen, sich nachträglich noch einmal zu verabschieden, oder ihn in sich selbst zu finden, mag nach etwas klingen, das entweder nur in einer Therapie oder unter Esoterikerinnen passiert. Aber der kreative Umgang mit Visionen, Träumen und magischem Denken hat einen festen Platz in allen unsren Kulturen der Welt.
Und es gehört in der Trauer zu einem sehr wichtigen und festen Bestandteil.
Wir müssen eine Kultur pflegen und uns um Rituale kümmern, die es zulassen, mit dem Tod und unserer Trauer umgehen zu können.
Und die uns helfen, den Tod in unser Leben einzubeziehen und die Verstorbenen zu integrieren und ihre Erinnerung zu bewahren.
KMS
Bild 10.2024
Alle Worte sind gesagt
Der Himmel ist erhellt
Gleich beginnt ein neues Jahr
Und für uns die ganze Welt
Kennst du das auch, so erhaben und so schön
Für einen kurzen Augenblick dein eig'nes Leben zu versteh'n?
Kennst du das auch, das Gefühl tief in der Brust?
Ja, du weißt, es gibt ein'n Anfang, und du weißt, es gibt ein'n Schluss
Tag für Tag sterben tausende Menschen. Die einen erwartet, die anderen unerwartet.
Wenn jeder Todesfall durchschnittlich mindestens fünf Personen betrifft, werden Jahr für Jahr Millionen von Menschen von der schrecklichen Nachricht ereilt.
Bis ans Ende ihres Lebens werden sie sich daran erinnern, wo sie waren, als sie erfuhren, das ein naher, vielleicht geliebter Mensch im Sterben liegt oder tot ist.
Das Ereignis verändert jeden Aspekt ihres weiteren Lebens und letztlich auch ihre Beziehungen und ihre Beziehung zu sich selbst.
Lasst uns gut mit einander umgehen in dieser Sache:
- Fragt nach!
- Hört zu!
- Seid da!
Danke. KMS
Danke Olli Schulz Bing-Video
Bild 09.2024
Ich erinnere mich an Dinge, die da waren als du noch da warst.
Ich erinnere mich an deinen Mercedes, an Samba-Turnschuhe, an deine rostfarbene Steppjacke.
Ich erinnere mich so gerne.
Ich habe jetzt Dinge, die habe ich nur, weil du nicht mehr da bist.
Festhalten und loslassen.
Ich habe jetzt ein schwarzes Kleid. Ich habe jetzt dieses kleine weiße Haus, für ein Teelicht, da leuchtet es von innen aus den Fenstern. Ich habe einen Stapel Trauerkarten und einen Stapel Bücher übers Trauern.
Ich denke an das Schwarze Kleid. Ich wollte etwas für deinen letzten Tag mit uns haben. Für die letzte Ehre. Für deine Trauerfeier. Etwas Schwarzes.
Eigentlich fand ich dieses Schwarztragen immer doof. Aber plötzlich macht es Sinn für mich. Plötzlich ist es ein Bedürfnis. Ein Wunsch. Ein Zeichen. Eines für Dich und für die Familie und für alle da Draußen.
Ein Symbol, dass es dunkel ist bei mir gerade.
Dabei symbolisiert Schwarz doch schon lange nichts mehr da Draußen . Schwarz trägt man ständig, übermäßig, inflationär. Nur die Einen mehr die Anderen weniger.
Ich erinnere mich an das neue schwarze Kleid. Ich wollte mir gerne noch was kaufen und wollte es auch nicht. Weil alles was man aktiv tut für den Tag, machte es ja nur noch realer, noch wirklicher und brutaler.
Ich erinnere mich an den kleinen Laden. Ich erinnere mich an den Verkaufsständer gleich vorne am Anfang. Ich sehe mein Kleid. Schwarz und weich und klar und unaufgeregt. Ich erinnere mich an die Anprobe und es ist mir als ob ich es schon oft getragen hätte. Dicker, gemusterter Stoff, warm und beschützend und gütig, hüllt mich ein. Es ist ja schließlich Dezember. Es ist kalt und nass. Sehr nass ist es. Es regnet viel. Alle stöhnen über den Regen. Nur mir gefällt das eigentlich. Wie schrecklich wäre jetzt Sonnenschein.
Ich erinnere mich an die freundliche Kassiererin. Sie freut sich über meinen Kauf. Ich auch. Aber ich würde nicht Freude sagen, eher Zufriedenheit, Erfüllung, Wohlbehagen. Ich erinnere mich, wie die Kassiererin sagt: "Viel Spaß damit". Spaß, weil die Kleider bestimmt sind für Weihnachtsfeiern, Adventskonzerte, Christmessen und Silvestergalas. Wer denkt denn an Trauerfeiern?
Das ist für viele sowieso noch das schlimmste: Ein Trauerfall - wie schrecklich - vor Weihnachten - noch schrecklicher! Wegen dem schönen Fest. Das geht ja jetzt total in die Hose.
In Hosen bin ich in dieser Zeit sehr wenig unterwegs. Eher in dunklen Röcken. Und nun habe ich ja auch noch ein schwarzes Kleid.
Leben, Schreiben, Atmen< ist eine Einladung zum Schreiben.
In Ihrem Buch schreibt Doris Dörrie: Wir sind alle Geschichtenerzähler. Vielleicht macht uns das zu Menschen? Wir können nicht aufhören zu erzählen. Geschichten von uns und unserer Welt.
"Schreibend erinnere ich mich an mich selbst."
Der Schlüssel zum Schreiben ist, nicht nachzudenken. Die Inspiration nicht zu unterbrechen. Los schreiben:
- 10 Minuten ohne Pause mit der Hand.
- Nicht nachdenken! Sich treiben lassen.
- Ohne Regeln. Schreib Blödsinn. Gewohnte Muster verlassen.
"So zu schreiben bedeutet, sich jeden Tag wieder aus dem kleinen, ordentlichen Garten mit gemähtem Rasen herauszuwagen in den Dschungel. Dorthin, wo wilde Pflanzen wachsen. Dorthin, wo Geschichten nicht mehr hübsch und ordentlich sind, sondern schillernd, giftig, schmerzhaft und wüst. Interessant ist nie die Beschreibung eines schönen Feiertages, sondern die eines schlimmen."
Doris Dörrie, Leben, Schreiben, Atmen
In der Trauer zu schreiben Kann helfen. Es bedeutet zu verarbeiten, zu begreifen, zu finden und sich wiederzufinden.
KMS
Bild 08.2024
Weil es nicht mal die Chance gab
Weil man einfach gegangen ist
Weil man einfach gegangen ist
Als würde man ewig noch kommen und gehen und sich sehen
Weil die Worte nicht reichen
Weil Erinnerungen bleiben
Weil das Kind, das gegangen ist, jetzt vor dem Haus stehend
Erkennt und vermisst, dass es kein Kind mehr ist
Kettcar "Verraten"
Der Tod stößt Veränderungen an.
Wir wünschen uns Ordnung, Vorhersehbarkeit und vor allem Kontrolle. Doch das wir zunichtegemacht.
Unsere Kultur ist durchzogen von der Überzeugung, dass sich alles wieder in Ordnung bringen lässt.
Doch der Tod widerspricht dem.
Man kann dem Tod nicht ausweichen.
Und Trauer verlangt Geduld und zwingt uns anzuerkennen, dass es auf dieser Welt Dinge gibt, die sich nicht wieder in Ordnung bringen lassen, Dinge die sich verschieben und nicht wieder verrücken lassen.
Wir müssen lernen, mit dem Wechsel von Loslassen und Festhalten zu leben.
KMS
Bild 07.2024
Noch ein Stück geradeaus und die Straße hinunter
Alles ist so vertraut, alles ist so friedlich
Hat sich nicht viel verändert
Nur der Wagen vom Haus und die Tür steht weit offen
Als wäre jemand kurz raus
Jetzt hier am Zaun mit Blick auf den Garten, mit Blick auf das Haus Ist alles verraten
Und jetzt steht man davor und traut sich nicht mal rein
Bleibt einfach nur stehen, und erkennt erst dann
Dass man sich auf den Moment nicht vorbereiten kann
Jetzt hier am Zaun mit Blick auf den Garten, mit Blick auf das Haus
Ist alles verraten
KMS
DANKE Kettcar für diesen Song
Verraten https://www.youtube.com/watch?v=YTFAgtt2HyY
Bild 06.2024
Also, wie...
Wie verabschiede ich mich?
Wie?
Bei jemandem, der mich mein ganzes verdammtes Leben lang begleitet hat
Du hast mir meinen Namen gegeben und die Farbe deiner Augen
Ich sehe dein Gesicht, wenn ich in meins schaue
Also, wie?
Wie verabschiede ich mich?
Und eines Tages werden wir es raus schaffen...
Halte einfach das Licht, halte einfach das Licht
und frage... Wie verabschiede ich mich?
KMS
Danke an "How Do I Say Goodbye" von Dean Lewis
https://youtu.be/QCtEe-zsCtQ?si=TmjLE81QmKCC8gZ_
Bild 05.2024
kunstmachtspass ... auch wenn ich ganz doll traurig bin.
Das war das einzige, was ich richtig gut konnte in der ersten Zeit.
Mein Papa war plötzlich ganz unerwartet gestorben und ich musste reden und malen.
Beides kam immer einfach aus mir heraus. Und es war schön, trotz der schmerzenden Wunde, trotz der trüben Sicht und der dunklen Zeit.
Trauer ist extrem harte Arbeit. So beschreiben es auch Expertinnen. Zur Trauer gehört es uns auseinander zu setzen. Immer wieder.
In den Erinnerungen zu malen , bedeutet, dass nichts verloren ist und alles eine feste Struktur bekommt und ein reales Bild.
Blätter von Momenten. Ein Blatt nach dem Anderen. Ich kann die Bilder immer wieder verändern, neue thematische Elemente hineinbringen und ein Bilderbuch der inneren Wahrheit erstellen.
Zu malen bedeutet, nicht vor der Wahrheit zu fliehen, sondern in sie zurückzufinden.
KMS