Bild 19.2024
Unsere Kultur ist durchzogen von der Überzeugung, dass sich alles immer wieder in Ordnung bringen lässt.
Nur Trauer widerspricht diesem Glaube mit entschiedener Bestimmtheit.
Trauer und Verlust zwingt uns anzuerkennen, dass es auf dieser Welt Dinge gibt, die sich nicht so einfach wieder in Ordnung bringen lassen.
Trauernde müssen sich in einer veränderten Welt wieder neu zurecht finden.
Trauernde müssen sich ganz neu orientieren. Eine zentrale Herausforderung nach einem Verlust ist die Neuorientierung.
Trauernde müssen ihr Leben neu gestalten und ihren Platz neu finden.
Sie nehmen neue Positionen ein, entwickeln neue Routinen, haben eine neue Rolle zu erfüllen, neue Beziehungen, eine neue Art die Dinge zu sehen, zu erfahren, zu bewerten.
Das alles kann alles sehr schmerzhaft sein und sehr anstrengend.
Aber es kann auch ungeahnte neue Chancen bieten und Türen öffnen.
KMS
Bild 18.2024
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Hermann Hesse
Wir alle mögen Geschichten mit Happy End, wenn am Ende alle Hindernissen überwunden sind und alle glücklich und erfüllt in einen Sonnenuntergang gucken. Das befriedigt ein Bedürfnis, dass in unserer Wirklichkeit oft zu kurz kommt.
Doch die Geschichten unseres Lebens bestehen oft auch von Verlust, Trennung, Abschieden, Tod und Trauer.
Wenn wir diese Dinge nicht zulassen oder verleugnen wollen, würden wir eine Füller des Lebens nicht zulassen und verleugnen.
Verlust gehört zum Leben dazu:
Wir verlieren unsere Jugend, Freunde aus den Augen, ein schöner Tag geht zu Ende, Kinder verlassen das Haus, ein geliebter Mensch stirbt.
Wir müssen manchmal lernen stark und in der Lage zu sein, Unannehmlichkeiten zu ertragen und Schmerzen auszuhalten.
Dann entsteht oft Mut, ein Finden, ein Erkennen und Verwandeln.
Jeder kleine, mutige, tapfere, kämpferische Moment und Wendepunkt legt ein Fundament, auf das unsere Hoffnung bauen kann und gibt Zuversicht unser Leben weiter zu gestalten.
Diese ganz individuellen Momente zeigen, dass Trauer ihre ganz eigene Dynamik hat.
Und es zeigt, dass unsere Arbeit im Leben darin besteht, Verlust und Trauer auszudrücken und auszuhalten.
Dann können wir sicher sein, dass es sich verändert und dass wir uns dadurch auch verändern werden.
KMS
(Aus: >Trauert! Geschichten über das Leben, den Tod und die Kraft zum Weiterleben< von Julia Samuel)
https://www.beltz.de/sachbuch_ratgeber/produkte/details/36616-trauert.html
Bild 17.2024
Erinnerungen sammeln wie Steine
Runde, spitze, raue, große, kleine
Steine zur Erinnerung auf Gräber gesetzt
Für 30 Jahre den Platz besetzt
Dann müssen vielleicht auch die Toten gehn...
Dann wir der große trotzige Stein
Wieder rund und spitz und rau und klein
Gemahlen zu Schotter
Und Kieselstein
Zum Sammeln und Gedenken
Zum Festhalten und Verschenken
Erinnerungen zum Anfassen
Und zwischen den ganzen Steinen müssen wir lernen loszulassen.
KMS
Bosse "Loslassen lernen"
https://www.youtube.com/watch?v=6Maf5Zv-vL4
Bild 16.2024
UNVERFÜGBARKEIT
Der moderne Mensch will Vergrößerung und andauernde Verfügbarkeit.
Reichweite und Zugriff auf alles.
Aber was sich außerhalb unserer kontrollierenden Reichweite befindet,
ist das Fremde, das Irritierende, ist Loslassen und Unbeherrschbarkeit.
Und das ist das, was wir Leben nennen.
Dieses lebendige Leben lässt sich nicht voll und ganz planen und vorhersagen
und ist immer ein Moment der
Unverfügbarkeit.
Weiß nicht warum, aber ich komme hier immer wieder her
Sitze auf Knien vor deinem Grab
Hier findet jede Seele ihren Platz
Hier liegen Bilder in Schwarzweiß
Und tausend Sprüche über Frieden
Und "Jetzt bist du endlich frei"
Bunte Sträuße und warme LEDs flackern in den Abend
Und Engel aus Granit bewachen hier den ganzen Laden
Balancier auf einem Kantstein aus Marmor
Und finde, dass das unser Leben gut beschreibt
Überschrift für alles ist
Unverfügbarkeit
(frei nach Fynn Kliemann "TOD") https://www.youtube.com/watch?v=EwlCTxy8P-M
KMS
Bild 15.2024
Um die Vergänglichkeit erträglicher zu machen, halten wir auch an Dingen fest,
die unserer Sterblichkeit und Verletzlichkeit trotzen.
Ein Stein bleibt ein Stein
Stein um Stein
denke nur so geht es vorbei
Grabe im Geröll mit beiden Händen
Was wäre, wenn wir uns zwischen Steinen fänden?
KMS
("STEINE" - Bosse)
https://www.youtube.com/watch?v=45xxj3yBE4I
Bild 14.2024
Um die Vergänglichkeit erträglicher zu machen,
hält man an Dingen aus einer anderen Zeit fest.
Es macht die Vergänglichkeit erträglicher, wenn wir dem verstorbenen Menschen in Erinnerungsgeschichten nochmal begegnen können.
Und wenn wir die Zeit noch einmal zurückholen, und Gefühle aussprechen und Gefühle nochmal erleben.
Denn nichts ist so schmerzhaft, wie der Verlust, der Tod und das Loslassen.
Mit der Vergänglichkeit und dem Tod müssen wir die Idee von einem gemeinsamen Leben in der Gegenwart loslassen.
Es ist das Ende der bestehenden Umstände
Und es zerstört die Stabilität unserer Welt.
Um eine Stütze und einen Halt zu erfahren müssen wir sprechen und schreiben.
Oder malen und zeichnen.
KMS
Bild 13.2024
Trauern ist harte Arbeit.
Es geht ganz gut, sage ich oft und dann:
Aber es ist hart.
Das der Zustand einigermaßen gut ist, ist harte Arbeit .
Es ist hart, dass es so ist.
Immer wenn wir uns Geschichten erzählen über Papa, uns erklären wo er wie war und wo er wichtig und richtig war, wird die Last des Schmerzes ein wenig leichter.
Und dass wir wahrscheinlich immer traurig sein werden und dass immer etwas bleiben wird, worüber wir traurig sein können, das Verständnis hilft, es hilft uns zu akzeptieren.
Und es macht es etwas leichter.
KMS
Bild 12.2024
Trauer erleben, sie aushalten, ihr begegnen,
weinen, zweifeln, wütend sein,
in der Trauer sein => das ist Heilung!
Die Collagearbeit ist eine sanfte Methode in der Auseinandersetzung mit Lebensthemen.
Sie wirkt angstreduzierend und inspirierend, weil sie mit vorhandenen Bildern und Wörtern umgeht und vorgefertigtes als Hilfsmittel verwendet.
Eine Collage kann mühelos und ohne besondere technische Kenntnisse und künstlerische Bildung begonnen werden.
Die Bilder und Darstellungen sind Synonym und Sprache für die inneren Bilder und die innere Welt der Gestalter. Die Worte und Texte ersetzen und spiegeln das Unaussprechliche.
Collagen werden dadurch zum symbolischen Ausdruck und können dadurch eine Entlastung schaffen.
Collagearbeit ist ein Sammeln und Zusammenstellen von Bildern und Worten und kann eine innere Leere füllen. Innere Leere bekommt Gestalt, Sprache und Ausdruck.
Collage heißt also einen Ausweg aus der Sprach- und Ausdruckslosigkeit finden.
Und einen Umgang mit der eigenen Situation finden.
KMS
Bild 11.2024
Ich sehe dich! Weil ich irgendwann gar nicht mehr zuhöre... "Wir sind hier zusammengekommen..."
Ich höre weg. Ich habe schon an deinem Sarg gestanden. Jetzt stehen wir an deinem Grab. Zusammengekommen sind wir. Und ich höre weg und gucke durch die Gänge und über die Reihen.
Ich sehe Steine und Blumen und Namen. Ich lese sie nicht. Ich sehe drüber hinweg. Ich sehe kahle Büsche und Bäume. Ich sehe den eisblauen, klaren Himmel. Und dann sehe ich dich!
Du gehst. Die Wege entlang gehst du von uns weg. Ich sehe dich nur noch von hinten. Ich sehe wie du dahingehst. Dein Gang. Deine Steppjacke. Deine grauen Haare. Du hebst den Arm im Gehen. Du winkst.
Ein letzter Gruß. Ohne dich umzudrehen. Das ist unser beider kleiner Abschied.
Und dann verschwindest du...
Du gingst und warst weg. Und so sehe ich es immer wieder vor mir. Als wärst du ganz real dort gewesen.
Dein Gehen. Dein Rücken. Dein Arm. Dein Tschüss. Dein "Nun ist auch gut." "Nun lass mich und mach weiter!"
Ich versteh es so. Es ist DU. Es ist ein harter aber bestimmender Abschied. Und es ist gut.
(aus meinen 10Min-Pages 2024)
Der Versuch oder der Umstand einem Menschen noch einmal nach seinem Tod zu begegnen, sich nachträglich noch einmal zu verabschieden, oder ihn in sich selbst zu finden, mag nach etwas klingen, das entweder nur in einer Therapie oder unter Esoterikerinnen passiert. Aber der kreative Umgang mit Visionen, Träumen und magischem Denken hat einen festen Platz in allen unsren Kulturen der Welt.
Und es gehört in der Trauer zu einem sehr wichtigen und festen Bestandteil.
Wir müssen eine Kultur pflegen und uns um Rituale kümmern, die es zulassen, mit dem Tod und unserer Trauer umgehen zu können.
Und die uns helfen, den Tod in unser Leben einzubeziehen und die Verstorbenen zu integrieren und ihre Erinnerung zu bewahren.
KMS
Bild 10.2024
Alle Worte sind gesagt
Der Himmel ist erhellt
Gleich beginnt ein neues Jahr
Und für uns die ganze Welt
Kennst du das auch, so erhaben und so schön
Für einen kurzen Augenblick dein eig'nes Leben zu versteh'n?
Kennst du das auch, das Gefühl tief in der Brust?
Ja, du weißt, es gibt ein'n Anfang, und du weißt, es gibt ein'n Schluss
Tag für Tag sterben tausende Menschen. Die einen erwartet, die anderen unerwartet.
Wenn jeder Todesfall durchschnittlich mindestens fünf Personen betrifft, werden Jahr für Jahr Millionen von Menschen von der schrecklichen Nachricht ereilt.
Bis ans Ende ihres Lebens werden sie sich daran erinnern, wo sie waren, als sie erfuhren, das ein naher, vielleicht geliebter Mensch im Sterben liegt oder tot ist.
Das Ereignis verändert jeden Aspekt ihres weiteren Lebens und letztlich auch ihre Beziehungen und ihre Beziehung zu sich selbst.
Lasst uns gut mit einander umgehen in dieser Sache:
- Fragt nach!
- Hört zu!
- Seid da!
Danke. KMS
Danke Olli Schulz Bing-Video